Nymphe

Eine Nymphe (griechisch Νύμφη nymphē ‚Braut, junge Frau, heiratsfähiges Mädchen‘,[1] latinisiert nympha) ist in der griechischen und römischen Mythologie ein Naturgeist. Im weiteren Sinne wird er auch für Priesterinnen gebraucht.
In der griechischen Mythologie sind Nymphen weibliche Gottheiten niederen Ranges, welche als Personifikationen von Naturkräften überall auftreten und teils als Begleiterinnen höherer Gottheiten wie des Dionysos, der Artemis oder der Aphrodite, teils als selbstständig wirkend gedacht wurden.
Sie galten als die – vorwiegend – wohltätigen Geister der Orte, der Berge, Bäume, Wiesen oder Grotten, sind aber nicht immer an dieselben gebunden, schweifen vielmehr frei umher, führen Tänze auf, jagen das Wild, weben in kühlen Grotten, pflanzen Bäume und sind auf verschiedene Weise den Menschen hilfreich. Geräuschvolle Tätigkeiten der Menschen meiden sie aber. Nymphen galten wie die Menschen als sterblich. Sie sollten allerdings wesentlich länger leben – bis hin zur Fast-Unsterblichkeit und ewiger Jugend. Der Tod einer Nymphe wurde meist mit dem Ende dessen, was sie verkörperte – zum Beispiel eine Quelle oder einen Baum – gleichgesetzt.

Deutung

Die Symbolik der Nymphen ist vielfältig. Sie umfasst insbesondere die Bereiche Fruchtbarkeit und Sexualität.
Wegen der befruchtenden Kraft des Wassers galten die Nymphen als Erzieherinnen des Zeus und Bakchos und, da manchen Quellen begeisternde Kraft beigelegt wurde, auch als Erzieherinnen des Apollon und Verleiherinnen der Dicht- und Wahrsagekunst.
Das Konzept der Nymphe ist jedoch älter als die klassische antike Vorstellungswelt und hat ihre Wurzeln bereits im Schamanismus, der Orte, Pflanzen und Tiere stets als beseelt auffasst.
Spätere Parallelen finden sich im Konzept der Elementarwesen.


Andere Darstellungen

Nymphen dienten auch als Motiv für Statuen, insbesondere Brunnenfiguren, sowie als Münzprägefiguren in der Antike.

Nymphen in der Musik

Der französische Komponist Jean-Philippe Rameau komponierte 1745 die Oper Platée als lyrische Komödie. Die Naivität der alternden und hässlichen Wassernymphe Platée wird von Jupiter genutzt, um die Eifersucht seiner Gattin Juno zu entlarven.
Der französische Komponist Claude Debussy komponierte 1913 das Stück Syrinx für Flöte. Das kurze Stück bezieht sich auf die Sage von Pan und Syrinx; die Nymphe entzieht sich den Nachstellungen des Gottes, indem sie sich in ein Schilfrohr verwandelt. Pan erfindet daraufhin die Flöte.
Der finnische Komponist Jean Sibelius komponierte 1894 die symphonische Dichtung für Orchester op. 15, Skogsrået (Die Waldnymphe).
Die Band In Extremo spiegelt das Bild der Nymphen in ihrem Lied Nymphenzeit wider.
Rusalka ist die erfolgreichste Oper von Antonín Dvořák. Das Libretto geht auf slawische Volksmythen über die Rusálki (Wassergeister, Nixen) zurück, und ähnelt der deutschen Erzählung Undine von Friedrich de la Motte Fouqué, Hans Christian Andersens Märchen Die kleine Meerjungfrau sowie der altfranzösischen Melusinensage. Die Oper mit dem Untertitel Lyrisches Märchen wird auch als „tschechische Undine“ bezeichnet.
Der italienische Komponist Claudio Monteverdi komponierte 1614 in seiner Sestina (Lagrime d'amante al Seplcro del Amata) das Klagelied des Hirten Glauco, der den Tod seiner geliebten Nymphe Corinna betrauert.

Nymphen in der Literatur

So bezeichnet sich Catharina Elisabeth Goethe an einer entscheidenden Textstelle als Wassernymph. In einem berühmten Brief vom 28. August 1808 schreibt sie an ihre junge Freundin Bettina Brentano: "Doch ich muss dir zutrinken, denn mein Lieschen hat mir alleweil den besten Wein heraufgebracht und eine Boutelle Wasser, denn du weißt dass ich ein Wassernymph bin; und zwei Pfirsich sind daneben, der eine für dich, der andere für mich, ich werd sie beid verzehren in deinem Nahmen, und jetzt stoß ich mit dir an, Er soll Leben."[3]
Aus Vladimir Nabokovs Roman Lolita stammt der Ausdruck „Nymphchen“ für einen Typus frühreifer Mädchen, die der Protagonist sexuell anziehend findet.
Der österreichische Schriftsteller Michael Köhlmeier publiziert im Jahr 1997 seinen Roman Kalypso (ISBN 978-3492039659), in dem er die Geschichte um Odysseus und der Nymphe Kalypso in die Neuzeit transformiert. Ein Jahr später erscheint das Werk als eine, elf CDs umfassende, ungekürzte Autorenlesung (ISBN 978-3886984541).

Sonstiges

Ein Nymphäum ist ein ursprünglich den Nymphen geweihter Tempel, der meist an einer Quelle gelegen war.
Das Wort „Nymphe“ wurde im Mittelalter besonders im nordeuropäischen Raum sowohl auf eine Hexe als auch auf eine Fee angewandt, weil beide, wie die Nymphen, von den vorchristlichen Priesterinnen abstammen.
Die alte Verbindung der Nymphen mit der Sexualität blieb mehr oder weniger in europäischen Sagen und Märchen erhalten. Der inzwischen veraltete Ausdruck Nymphomanie stand für eine übermäßige sexuelle Motivation und „Leidenschaft“, die „Mannstollheit“.
Das Wort „Nymphe“ wird in manchen Kulturen auch für Symbole der weiblichen Genitalien wie Lotosblüten, Wasserlilien (Familie der Nymphaeaceae) und bestimmte Schnecken benutzt (siehe auch Kaurischnecke).
Einige Kolibrigattungen werden wegen ihren prachtvollen Federkleidungen als Nymphen bezeichnet.
Das lateinische Wort arbor (‚Baum‘) ist, obwohl diese Form regelmäßig maskulin dekliniert würde, grammatikalisch feminin, da die Römer glaubten, in den Bäumen würden Nymphen leben.

 

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