Das Einhorn ist ein pferdeähnliches Fabeltier mit einem Horn auf der Stirn. Es gilt als das edelste aller Fabeltiere und steht als Symbol für das Gute.
Aussehen
Das Einhorn ist in der europäischen Tradition ein Fabeltier, das einem Pferd (manchmal auch einer Ziege) ähnelt, jedoch ein erhabenes Horn auf der Stirn trägt. Häufig wird es auch mit weiteren vom Pferd abweichenden Merkmalen beschrieben, wie zum Beispiel gespaltenen Hufen (ähnlich einem Paarhufer), dem Schwanz eines Löwen oder einem Ziegenbart.
In der chinesischen Mythologie gleicht das Qilin eher einem Ochsen.
Die Farbe des Fells wird unterschiedlich beschrieben: Mal heißt es, das Einhorn sei reinweiß, mal besitze es alle Schattierungen von weiß, ein andermal soll es alle Farben haben. Es wird auch über Einhörner mit Flügeln, ähnlich einem Pegasos fabuliert. Für die männliche bzw. weibliche Form des Einhorns werden die Bezeichnungen Einhornhengst und Einhornstute verwendet.
Hypothetischer Ursprung
Einige zeitgenössische Wissenschaftler vertreten die Hypothese, dass der Ursprung des Einhorns in Rindern oder Ziegen liegt, denen man im Orient des 3. vorchristlichen Jahrhunderts zu Schmuck- oder kultischen Zwecken in jungen Jahren die Hörner zusammenband, so dass diese im Laufe der Jahre scheinbar zu einem einzigen Horn zusammenwuchsen. Das könnte auch die gespaltenen Hufe und den „Löwenschwanz“ erklären, die besser zu einem Paarhufer als zu einem Pferd passen.Josef H. Reichholf beschreibt Oryxantilopen als Tiere, die alle den Einhörnern zugeschriebenen Eigenschaften besitzen, und in der ägyptischen Darstellung auch mit einem Horn dargestellt werden.[1]
Im Juni 2008 wurde in einem italienischen Naturpark in der Toskana ein 10 Monate altes Reh mit nur einem Horn (sog. morphologische Anomalie) entdeckt und vom Naturwissenschaftlichen Zentrum Prato (CSN) dokumentiert.[2] Diese Entdeckung lässt vermuten, dass in der Vergangenheit gesichtete Hirsche, Rehe oder andere Tiere mit nur einem Horn den Mythos Einhorn entstehen ließen.
Eine andere Theorie geht davon aus, dass in der Antike eine römische Expedition in Asien auf Nashörner getroffen ist. Weil diese nur ein Horn auf der Nase hatten, wurden sie 'unicornus' (lat. Einhorn) genannt. Da man in Europa keine Nashörner kannte, wurden sie beschrieben mit „sie sind so schnell wie Pferde und haben ein Horn auf der Nase“. Im Laufe der Zeit ist das wahre Aussehen des unicornus verloren gegangen und man stellte sich den unicornus immer pferdeähnlicher vor.
Das Horn
Das Horn des Einhorns wird als schneckenartig gedreht und vorne spitz zulaufend dargestellt. Es soll weiß und bis zu einem halben Meter lang sein. Mit ihm soll das Einhorn gegen seine Feinde (unter anderem Löwen) kämpfen, heilen und sogar Tote wiederbeleben können. Das Horn soll dem Einhorn erst allmählich im Laufe seines Lebens wachsen; ein abgebrochenes Horn soll innerhalb von zehn Jahren nachwachsen.
Im Mittelalter und der Frühen Neuzeit wurden die Zähne des Narwals für das Horn gehalten und als Ainkhürn bezeichnet. Noch heute existieren mehrere Objekte, meist Herrscherinsignien, die aus Narwalzahn angefertigt wurden.
- Zwei Kreuzritter raubten in Konstantinopel zwei Narwalstoßzähne, die sie für Einhorn hielten, und schenkten diese dem Markusdom in Venedig, wo sie noch heute aufbewahrt werden (Schatzkammer des Markusdoms in Venedig).
- Auch die Habsburger waren im Besitz eines „Ainkhürn“-Stoßzahnes sowie mehrerer Objekte aus Ainkhürn (Wiener Kronschatz).
- 1671 wurde der dänische König Christian V. auf einem Krönungsstuhl gekrönt, der ausschließlich aus Ainkhürn hergestellt war. Er dient noch heute als Thron der Königin von Dänemark.
Einhörner in der Mythologie
Das Einhorn findet sich im indischen Mythos, ebenso wie in der persischen Schöpfungsgeschichte.Seinen mythischen Ursprung soll das Einhorn in der griechischen Mythologie haben. Dort schlug Zeus der Ziege Almathea, die ihn gesäugt hatte, ein Horn ab (Füllhorn). Um den Stolz und das Edle des so entstandenen Einhorns zu verdeutlichen, gab man ihm den Körper eines Pferdes. Die gespaltenen Hufe und der Ziegenbart sind so ebenfalls auf die griechische Mythologie zurückzuführen.
Eine prominente Belegstelle für das Einhorn in der Literatur ist auch Gaius Julius Caesars „De Bello Gallico“. Hier heißt es in Buch VI Kapitel 26, wohl ein späterer Zusatz, zu besonderen Tieren in dem germanischen „Hercynischen Wald“:
Es heißt auch, dass die Einhörner Freunde des Elfenvolkes sind. Sie treffen sich mit ihnen in Vollmondnächten und wohnen den magischen Elfentänzen bei. Unter anderem werden sie auch „das Auge Gottes“ genannt.„Est bos cervi figura, cuius a media fronte inter aures unum cornu exsistit excelsius magisque derectum his, quae nobis nota sunt, cornibus.“„Es gibt dort ein Rind von der Gestalt eines Hirsches. Mitten aus seiner Stirn ragt zwischen den Ohren ein einziges Horn hervor, höher und grader als die sonst bekannten Hörner.“[4]
John Layard, ein Verwandter von Lady Charlotte Guest, vermutet in der Episode von Ysgithyrwyn in der walisischen Sage Mal y kavas Kulhwch Olwen („Wie Kulhwch Olwen errungen hat“) einen Hinweis auf das sagenhafte Einhorn.[5]
Übersetzungen
- lateinisch: unicornis, -is, m.
- spanisch: unicornio
- italienisch: unicorno, liocorno
- englisch: unicorn
- niederländisch: eenhoorn
- griechisch: monoceros
- hebräisch: re'em
- französisch: unicorne, licorne
- polnisch: jednorożec
- rumänisch: unicorn, licron, inorog
- ungarisch: egyszarvu
- bulgarisch еднорог
- russisch единорог
- serbo-kroatisch jednorog
„O dieses ist das Tier, das es nicht gibt.
Sie wußtens nicht und haben jeden Falls
– sein Wandeln, seine Haltung, seinen Hals
bis in des stillen Blickes Licht – geliebt. “
Sie wußtens nicht und haben jeden Falls
– sein Wandeln, seine Haltung, seinen Hals
bis in des stillen Blickes Licht – geliebt. “
– Rainer Maria Rilke: Die Sonette an Orpheus. Zweiter Teil, Vers IV
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen